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SONNE
von Elfriede Jelinek

Theater Paderborn, 2024

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE Jenny Schleif KOSTÜM Julia Neuhold MUSIK Imre Lichtenberger-Bozoki & Benno Hiti MITARBEIT SPIELFASSUNG Elisabeth Kerschbaumer DRAMATURGIE Dr. Daniel Thierjung LICHT Marcus Krömer MIT Eva Brunner, Christina Constanze Polzer, Kirsten Potthoff, Felix Steinhardt, Meik van Severen

Die Sonne steht für Leben, Beständigkeit und Wiederkehr. Der Mensch richtet sein ganzes Sein nach der Struktur, die sie vorgibt. Tage, Wochen, Jahreszeiten. Licht und Schatten bestimmen den Alltag. Uhren und Kalender suggerieren, wir hätten alles unter Kontrolle, doch in Elfriede Jelineks Text spricht die Sonne direkt zu uns und macht uns unmissverständlich klar: Wir sind der Natur schutzlos ausgeliefert. Jegliche Versuche einzugreifen, scheinen zum Scheitern verurteilt. Jelineks Text zwingt uns dazu, uns angesichts des Klimawandels unserer Urangst der eigenen Vergänglichkeit zu stellen.

Im Theater Paderborn glänzt das Stück "Sonne" der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. (...) Der permanente Sprachfluss, den die Schauspielenden in prächtigen Kostümen (Julia Neuhold) mit Pathos und Lust am Spiel virtuos in den prächtigen Bühnenbildern (Jenny Schleif) lebendig werden lassen, erfordert volle Konzentration. (...) Eva Brunner, Kirsten Potthoff, Christina Constanze Polzer, Meik van Severen und Felix Steinhardt brillieren in diesen "Sprachflächen". Mal kommentieren sie als Chor (...), mal verschwinden sie hinter opulenten Masken, tanzen als von der Sonne maträtierte Touristen über die Bühne oder stürzen als Ikarus in den Tod. (...) Für (...) "Sonne" gab es reichlich Applaus und einige Bravo-Rufe. (Westfälisches Volksblatt)

80 Minuten flirrt ihre Sicht auf die Welt (Regie: Joachim Gottfried Goller) in sengender Sprache über die Bühne. (...) Das Ensemble bringt Jelineks Sprachflächen als perfekt aufeinander abgestimmtes Quintett ans Publikum. Dieses wird mit sieben Bildern - vom Sonnengesang des Franz von Assisi bis zur Untergangsparty mit Abba - konfrontiert, die mal weniger und mehr Licht ins gleißende Dunkel bringen. (...) Mythologie, Geschichte, Wissenschaft und Alltag vermengen sich zu einem vielschichtig-deutbaren Mix. Poppig gipfelnd in dem Gute-Laune-Song "The Winner Takes It All" von Abba. Wie die schwedischen Pop-Fixsterne in Glitzerkostüme gekleidet, führt das Ensemble in bester Partystimmung einen Totentanz auf. (...) Diese Inszenierung wird nichts am menschlichen Handeln ändern, genießen kann man sie trotzdem. (Neue Westfälische)

KASPAR HÄUSER MEER
von Felicia Zeller 

Mainfrankentheater Würzburg, 2024

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Jenny Schleif DRAMATURGIE Johanna Müller, Barbara Bily LICHT Mariella von Vequel-Westernach MIT Daria Lik, Nina Mohr, Isabella Szendzielorz

In Felicia Zellers Stück kommen diejenigen Menschen vom Jugendamt zu Wort, die das Schlimmste verhindern sollen, wo es eigentlich schon zu spät ist. Als sie erfahren, dass sie die lückenhaft dokumentierten Fälle ihres ausgebrannten Kollegen Björn nun auch noch übernehmen müssen, beginnen sie, den unerträglichen Druck gegeneinander zu richten. Felicia Zeller sammelte ihr Material vor Ort im Büroalltag deutscher Jugendämter und verdichtete es zu einer grotesken Sprachkaskade. (henschel Schauspiel)

„Die Würzburger Inszenierung wird getragen von einem herausragenden Schauspieltrio mit Daria Lik als Anika, Isabella

Szendzielorz als Barbara und Nina Mohr in der Rolle der Silvia. Es entstehen dichte Charakterzeichnungen von drei Frauen, die - neben der ständigen Konfrontation mit gesellschaftlichen Abgründen - zudem in den Mühlen eines Systems gefangen sind, das sie in den eigenen Absturz zu treiben droht. Die Interpretation von Regisseur Goller und Bühnen- und Kostümbildnerin Jenny Schleif ist symbolgeladen und wird zum stimmigen, sehenswerten Gesamtkunstwerk, so beklemmend wie echt.“ (Main-Echo)

"Regisseur Joachim Gottfried Goller verdeutlicht in seiner ersten Regiearbeit für das Mainfranken Theater diese Künstlichkeit durch laute Musik-Clips in den Szenenwechseln, durch etliche slapstickhafte Bewegungselemente und das wirkmächtige Bild, das die einstürzenden Akten-Kartons hinterlassen. Isabella Szendzielorz, Nina Mohr und Daria Lik meistern die sprecherisch höchst anspruchsvollen Texte mit Bravour, glänzen auch in den zahlreichen chorischen Passagen und geben darüber hinaus den drei Sozialarbeiterinnen bei aller Künstlichkeit jeweils eigene Charaktere. Stürmischer Applaus in der bis auf den letzten Platz besetzten Probebühne und viel Gesprächsstoff – nicht nur für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter." (Main-Post)

DIE FREIHEIT EINER FRAU
von Édouard Louis 

Theater praesent, 2023

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Mirjam Falkensteiner MUSIK Jakob Köhle DRAMATURGIE Michaela Senn LICHT Barbara C. Alt, Marco Trenkwalder MIT Lukas Gander, Elke Hartmann, Jakob Köhle

Mit „Die Freiheit einer Frau“ tritt Louis´ Mutter Monique Bellegueule und seine Beziehung zu ihr in den Fokus. Erzählt wird darin die Geschichte zweier Aufbrüche in ein neues Leben. Während Édouard als schwuler Schriftsteller bereits auf seine Kindheit in Nordfrankreich zurückblickt, befreit sich seine Mutter eher unerwartet und aus eigener Kraft aus den Zwängen und Demütigungen ihrer Klasse.​ In seiner 2021 erschienenen autofiktionalen Erzählung zeichnet Édouard Louis liebevoll und zugleich schonungslos ein Bild über die die Möglichkeiten und Grenzen sozialen Aufstiegs.

"In einer der schönsten und in ihrer fast schon biederen Schönheit verstörendsten Szenen seiner Inszenierung rückt Goller diesen Randaspekt selbstbewusst ins Zentrum: Der Schriftsteller (Lukas Gander) und seine Mutter (Elke Hartmann) sitzen an einem Tisch. Sie hat nach Jahren der Demütigung ihr Auskommen mit der Welt gefunden, das man glücklich nennen könnte.(...) „Die Freiheit einer Frau“ ist bisweilen harte Kost. Aber eben nicht nur: Es gibt auch leise ironische, federleicht gespielte, melancholische Momente." (Tiroler Tageszeitung)

 

"Der Südtiroler Regisseur Joachim Gottfried Goller und die Dramaturgin Michaela Senn eröffnen dem Publikum die Möglichkeit in eine sozialschwache Familie und deren Probleme einzutauchen. Im Stück findet man eine große Portion an Kritik: an Homophobie, an dem gesellschaftlich dominanten Männerbild sowie dessen Stereotype, an der Gesellschaft und ihrem Umgang mit Emotionen und Problemen, am Hochmut der intellektuellen Kreise und an der Skepsis der Landbevölkerung gegenüber dem Bildungsbürgertum. (...) Von Gänsehautmomenten, fassungsloser Traurigkeit bis hin zu erholsamen Lachmomenten wird nichts ausgelassen. Die Zuschauenden verlassen das Theaterstück mit einigen Antworten, aber auch fundamentalen Fragen zu Sinn und Glücksempfinden."(komplex-kulturmagazin)

"Es ist ein berührend offener und verständnisvoller Text, den der junge Südtiroler Regisseur Joachim Gottfried Goller mit Lukas Grander, Elke Hartmann und dem Musiker Jakob Köhle für das Theater praesent in einem fließenden unaufgeregten Erzählmodus inszeniert hat. (...) Ein starker Abend und ein wichtiges Statement..." (meinBezirk.at)

SCHNEE WEISS

(DIE ERFINDUNG DER ALTEN LEIER)
von Elfriede Jelinek (ÖEA)

Tiroler Landestheater, 2023

Nominiert für den Nestroy-Preis 2023 in der Kategorie "Beste Bundesländer Aufführung"
sowie Julia Neuhold als "Bester Nachwuchs Bühne & Kostüm, Autor:in, Musik"
Nominiert für das nachtkritik.de-Theatertreffen 2024

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Julia Neuhold MUSIK Imre Lichtenberger Bozoki DRAMATURGIE Uschi Oberleiter LICHT Michael Reinisch MIT Florian Granzner, Tom Hospes, Ulrike Lasta, Sara Nunius, Christina Constanze Polzer, Stefan Riedl, Janine Wegener.

Zwanzig Jahre nach "Ein Sportstück" später nimmt Elfriede Jelinek das Interview der Tiroler Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg zum Anlass, an die Gedanken von damals anzuknüpfen. Werdenigg warf dem österreichischen Skiverband massiven Machtmissbrauch vor, der in den 1970er- und 1980er-Jahren zu Übergriffen und Vergewaltigungen führte. Der Missbrauch im Skisport ist allerdings nur der Anstoß für einen Rundumschlag: Wortgewaltig erbebt die gewohnt mehrstimmige Wut-Suada Jelineks, führt uns Moral wie Doppelmoral vor und nimmt nach den Skigöttern die katholische Kirche ins Visier.

"Schnee Weiß feierte in einer beachtlichen und am Ende gar mit stehenden Ovationen bedachten Inszenierung Joachim Gottfried Gollers in den Kammerspielen in Innsbruck seine Österreich-Premiere. (...) Der junge Südtiroler Regisseur, soeben war er erstmals Nestroypreis-nominiert, lässt diesem unsicher gepflasterten Redeparcours eine gute szenische Ordnung angedeihen. Er schafft klare Setzungen, inspiriert auch durch Jelineks eingewobene Bezüge zu Oskar Panizzas Groteske Das Liebeskonzil (1894) (...). Goller erfindet die Jelinek-Illustrationskunst nicht neu, macht die Suada aber auf hellsichtige, unverbrauchte Weise lebendig. Bis zum Schluss bleibt das szenische Setting frisch und frei von einkesselnder Bildgebung." (Der Standard)

"So bleibe ihr, der unermüdlich Schreibenden, gar nichts anderes übrig, als diese ewig alte Leier immer wieder anzustimmen. Ulrike Lasta, Sara Nunius, Christina Constanze Polzer, Janine Wegener, Florian Granzner, Tom Hospes und Stefan Riedl bringen sie begleitet von Imre Lichtenberger Bozokis atmosphärischer Musik auf grandios einnehmende Weise zum Klingen. Und das ist faszinierend, inspirierend: erste Liga!" (MeinBezirk.at)

"Ja, es ist schön, dass (...) ein so politisch bedeutungsvolles Werk zu einer Aufführung kommt, das in der Inszenierung von Joachim Gottfried Goller (...) eine durchaus überregionale Bedeutung zugestanden werden muss. Auch wenn es sich um ekelhafte Themen handelt, ist die Inszenierung durchaus unterhaltenswert und da bleibt die Frage - warum. In Tirol ist ja doch das Skifoan des Leiwandste, vielleicht bald nicht mehr lange." (Tagblatt Dolomiten)

"Gottvater resigniert. Nicht so die Inszenierung. Selbst wenn Goller das Ensemble vom Unterschied zwischen Flirt und Belästigung sprechen lässt oder ihm reihum die unterschiedliche Betonung des Begriffs Frausein abverlangt – dieser Jelinek-Abend wirkt nie schulmeisterlich, sondern ist auf Höhe seines Stoffs und ernsten Themas." (Nachtkritik.de)

"Regisseur Joachim Gottfried Goller bei seiner Route durch Jelineks an Ab-, Um- und möglichen wie unmöglichen Irrwegen reichen Textgebirge die Anklage der Scheinheiligkeit mit heiligem Schein herausarbeitet – und in schönster Heiligenbildchenhaftigkeit ausstellt. (…) Die Welt ist schlecht. Vielleicht machen es die Affen, die sich das schöne Schlussbild erobern, irgendwann besser. Bis dahin tröstet, dass sich aus einer schlechten Welt gutes, ja hervorragendes Theater machen lässt." (Tiroler Tageszeitung) 

Nestroy-Nominierung
Zu Trommeldonner öffnet sich der Vorhang über olympischem Feuer, in der Ferne mischen sich Schlachtgesänge mit Schmerzensschreien, bald darauf zieht ein Almabtrieb durch. Was passiert hier? Nix Nettes, aber mei, die Natur hat halt heilig zu bleiben. 2018 gleich nach den Enthüllungen der Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg verfasst, sieht man Elfriede Jelineks Textfläche „Schnee Weiß (Die Erfindung der alten Leier)“ über die Missbrauchsskandale im Sport in ihrer Aktualität seither immer wieder bestätigt. Trotz des Hinweises auf den „Tiroler Glauben“ erfolgt die österreichische Erstaufführung also spät, aber immerhin am richtigen Ort und gleich einmal durch ein Team, das sich etwas traute: Bevor die ersten Worte fallen, vergehen sechs Minuten. Bühnenbild, Licht, Musik und die aus dem Text geschürften Figuren in ihren keine Blasphemie scheuenden Kostümen, sie fordern mit Erfolg Gleichberechtigung und bringen doch Jelineks frustriert-wortgewandte Anklage von Opfer-Täter-Umkehr, Verharmlosung und Medienchaos bestens zur Geltung.
Martin Thomas Pesl

FIESTA

von Gwendoline Soublin (DSE)

Salzburger Festspiele jung&jede*r, 2023

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Jenny Schleif DRAMATURGIE Armela Madreiter LICHT Paul Fresacher MIT Juliette Larat, Ludwig Michael, Riccardo Pallotta, Ines Maria Winklhofer

„An meinem zehnten Geburtstag steigt eine Riesenparty, die fetteste Fete, die gigantischste Fiesta!“ — Seit Nono ganz klein war, hat er alles genau geplant: Zitronenbaiser-Smarties-Torte, goldene Papiergirlanden, Jeans ohne Löcher, eine Rede über die Welt, die Einladung an seine Gäste … Aber dann kommt alles ganz anders: Maria Theresia, ein Orkan, so stark, dass er Chihuahuas, Kinderwägen und sogar Straßenbahnen mitreißt und Häuser zerquetschen könnte, zwingt die Kinder dazu, in ihren Wohnungen zu bleiben. Muss Nono seine Fiesta absagen? „Ausgeschlossen!“ beschließen die Kinder und schmieden einen mutigen Plan.

"Feinfühlig und actionreich verinnerlichen die Darsteller:innen (...) die Position von Kindern während der Coronazeit, nicht wertend, sondern eine klar in den Raum gestelltes State- ment zur Wichtigkeit, das Leben gemeinsam zu feiern." (Volksblatt)

 

"Die Inszenierung von Joachim Gottfried Goller, mit den wirbeligen jungen Darstellern (...) imaginiert mit einfachsten Mitteln, aber einem hohen Grad an kindgemäßer Empathie, was so viele junge Leute in Lockdown-Zeiten empfunden
haben mögen. (...) 
Gut, dass dieses sehenswerte und liebevoll inszenierte Stück (...) schon an vielen Orten im Bundesland Salzburg gezeigt wurde." (Drehpunktkultur.at)
 

UEBER DIE NAIA

Dekadenz, 2023

KONZEPT & INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller KONZEPT & DRAMATURGIE Armela Madreiter BÜHNE & KOSTÜM Mirjam Falkensteiner MITARBEIT Emma Mulser LICHT Werner Lanz TECHNIK André Niederkofler MIT Sabine Ladurner, Viktoria Obermarzoner, Patrizia Pfeifer

Naia – Noi – Nonni – Noia – Naja. Der italienische Wehrdienst: Was wir darüber wissen, setzt sich mehrheitlich zusammen aus Erzählungen von Männergenerationen, welche die „leva“ und den anschließenden „servizio militare“ noch am eigenen Leib erfahren haben. 2005 wurde die allgemeine Wehrpflicht in Italien ausgesetzt – seit Beginn des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine 2022 scheint die Debatte um die Wiedereinführung in Italien und anderen europäischen Ländern neu entfacht – aber was bedeutet das „zum Militär gehen“? Was spielt sich da ab? Welche Werte, Einstellungen, Haltungen und auch Zwänge versammeln sich unter dem Begriff der „Naia“? Welche Rolle spielen Männlichkeitsideale, Körperbilder und Gewalt? In welchem Verhältnis stehen Nationalstaat und Militär? „Über die Naia“ basiert auf vielfältigen Recherchen zum Thema und unternimmt den Versuch einer gegenwärtigen, dynamisch, ernsthaft-humorvollen Auseinandersetzung mit diesen Fragen. Die Arbeit wird mehrsprachig (deutsch, italinienisch, südtirolerisch) gezeigt.

"Das Stück ist dabei als ein Schnellfeuer an Aussagefetzen und vollständigeren Berichten mit einigen Unterbrechungen und Abschweifungen gestaltet, ein klassischer Sprechüberfall, der das Publikum allein schon durch seine Geschwindigkeit bei Laune halten könnte. Immer wieder wird Aufschlussreiches mit Schockierendem, auf der Gegenseite aber auch mit Humor gebrochen. (...) Von Nationalismus bis Homophobie, von der Überbetonung der Männlichkeit und zweifelhaften Werten und Musterungskriterien, bis hin zur psychologischen Kriegsführung innerhalb der eigenen Reihen, lässt man keine Gelegenheit aus, die Institution und alles in ihrem Dunstkreis zu demystifizieren." (salto.bz)

"Goller überspitzt, leuchtet uns grell ins Gesicht, entlarvt Bürokratensprache der Militärs als inhaltsleer autoritär. DIe Frauen erörtern, was für ein Gewicht ein Hoden hat, wie Männer gemustert, wie sie gedemütigt werden. Und wie die Gesellschaft das billigt. Das chorische Sprechen wechselt sich ab mit Erinnerungen, frau spricht Deutsch, Italienisch, Dialekt. Die Bühne ist nackt, die Kostüme so derangiert, dass es schon wieder auffällt. (ff - Das Südtiroler Wochenmagazin)

"Mit Wortspielen und Kalauern über das Wort Naia oder die Musterung in Unterwäsche wird mit den Mitteln von Ernst Jandls Lautgedichten ein ganzes System effektvoll ad absurdum geführt." (Tageszeitung Dolomiten)

"Die Produktion wertet nicht, stellt Geschichtliches neben Erfahrungsberichte aus den Kasernen." (RAI Südtirol)

ICH LIEB DICH
von Kristo Sagor

Salzburger Festspiele jung&jede*r, 2022
 

Nominiert für den STELLA*-Preis in der Kategorie "Beste Ausstattung" 2023

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Jenny Schleif MUSIK Hjörtur Hjörleiffson DRAMATURGIE Elisabeth Kerschbaumer MIT Imke Siebert, Ludwig Weissenberger.

Julian: „Ich liebe dich.“ — Lia: „Ich dich nicht.“ — Julian: „Warum nicht?“ — Wer liebt wen und warum eigentlich? Was bedeutet Liebe und wie verhält sie sich zur Zeit? Wie kann man sich sicher sein, dass man jemanden liebt? Warum kann die Liebe von Julians Eltern verschwinden? Lia und Julian sind 11 und 12 Jahre alt und kennen sich seit dem Kindergarten. Sie erinnern sich an Dinge und Menschen, die sie geliebt haben: Zitroneneis, Meerschweinchen, Kastanien, die Großeltern … Gemeinsam und in ständig wechselnden Rollen umkreisen, befragen, durchleuchten und erspielen die beiden die ganz großen Fragen über die Liebe.

"Stück, Regie (Joachim Gottfried Goller) und Darsteller treffen emotional und intellektuell ins Schwarze. Die vielen berührenden Erklärungen, die schönen Worte, man möchte sie festhalten. (...) Ein (...) begeistertes Publikum, bedankt sich überschwänglich, fröhlich, voll Weh, heftig ergriffen." (Volksblatt)

GRUFTTHEATER: WEISSAGUNG
Texte von Otto Grünmandl und Peter Handke

Tiroler Landestheater Innsbruck [K2], 2022

Nominiert für den Nestroy-Preis in der Kategorie "Beste Bundesländer Aufführung" 2022

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Julia Neuhold DRAMATURGIE Christina Alexandridis LICHT Michael Reinisch MIT Johannes Gabl, Ulrike Lasta, Petra-Alexandra Pippan, Stefan Riedl.

 

Nestroy-Nominierung
Otto Grünmandls „Grufttheater“-Text ist eine absurde, geradezu Bernhardeske Hommage an die darstellende Kunst. Darin präsentiert und argumentiert ein Theatermacher namens Karner die vielen Vorzüge seines sogenannten Grufttheaters. „Durch die partikulare, kombinierte, totale Öffnung der Vorhangteile 1 und 2 und 3 ergeben sich Einblicke in Gruft 1, Gruft 2, Gruft 3“ heißt es bedeutungsvoll. Regisseur Joachim Gottfried Goller hat in die inneren Echos dieses überaus komischen Einakters hineingehorcht, die Textzeilen sparsam, aber gewichtig mit Bühnenleben aufgedehnt und so am Landestheater Innsbruck ein kleines Juwel erschaffen, in dem jeder strenge Blick und jedes Wort sich stimmig Raum und Luft verschafft. Hier wird keine Silbe vergeudet! Und damit ist auch die ideale Rampe gelegt für den zweiten Text dieses Abends, Peter Handkes Tautologie-Katalog „Weissagung“. Welch makelloses Handwerk, was für ein anrührendes „Literaturtheater“! 
Margarete Affenzeller

RISE LIKE A VIRUS
die nicht abgeschlossene Biografie einer Krankheit

dokumentarische Collage / Zoom-Performance 

Universität Mozarteum, 2021

Eingeladen zum Fast Forward Festival - europäisches Festival für junge Regie 2021

Nominierung in der Theater-heute Kritikerinnenumfrage in der Kategorie "Beste:r Nachwuchskünstler:in Regie" 2022

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller AUSTATTUNG & TECHNIK Michael Hofer-Lenz DRAMATURGISCHE MITARBEIT Elisabeth Kerschbaumer MIT Raban Bieling, Christine Grant, Maren Solty, Lukas Vogelsang.

 

"Manchmal hat er das Gefühl, alle haben die 80er vergessen", schreibt Joachim Gottfried Goller in seiner Vita über sich selbst. Warum die 80er für ihn, der 1992 geboren ist, wichtig sind, erklärt er nicht. Seine Inszenierung RISE LIKE A VIRUS entstand im 3. Studienjahr im Lockdown-Winter 20/21 am Mozarteum in Salzburg und könnte ein Hinweis sein. Die vorletzte Dekade des 20. Jahrhunderts bringt das Ende der Systemopposition zwischen Ost und West und ist von Entwicklungen geprägt, die bis heute wirken: Digitalisierung, Umweltschutz, Krieg, Hungerkatastrophen, Tschernobyl, der neoliberale Turn, die Immunschwächekrankheit AIDS. AIDS ist das Thema von RISE LIKE A VIRUS. Die Inszenierung traut sich, einer Party zu ähneln und in Situation, Szene und Soundtrack engagiert, klug und spielerisch die Atmosphäre einer Pandemie einzufangen. Der Abend handelt von Schicksalen, explizitem Sex und der Rebellion gegen Grenzen aller Art. 1981 wurden die Folgen einer Infektion mit dem HI-Virus zur pandemischen Krankheit erklärt. Für die Betroffenen waren sie, anders als heute, Todesurteile. Vor allem die sexuelle Übertragbarkeit von HIV führte zu einer ungeheuerlichen Stigmatisierung von sozialen Gruppen und Lebensweisen. Über Nacht schien zunichte gemacht, wofür die Bürgerbewegungen der 60er Jahre gekämpft hatten: Toleranz und Gleichberechtigung.

RISE LIKE A VIRUS entstand auf Distanz, das heißt in zwei verschiedenen Wohnungen, als digitale Inszenierung für Publikum auf der Konferenzplattform Zoom. Im September 2021 schloss Joachim Gottfried Goller seine Regieausbildung am Mozarteum Salzburg ab.
 (Pressetext Fast Forward)

MASS FUER MASS 
nach William Shakespeare

Diplominszenierung

Universität Mozarteum, 2021

Ausgezeichnet mit dem GenDivers-Preis der University Mozarteum 2021

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE Jisu Park KOSTÜM Selina Schweiger MUSIK Veit Vergara DRAMATURGIE Armela Madreiter MIT Raban Bieling, Nikita Buldyrski, Christine Grant, Levi Roberta Kuhr, Imke Siebert, Maren Solty, Lukas Vogelsang.

Es dauerte bis September 1985: Erst vier Jahre nach Ausbruch der AIDS-Epidemie 1981 sprach der damalige US-Präsident Ronald Reagan das Wort AIDS zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aus.
 

Wie spricht eine Gesellschaft über Krankheiten? Wen muss es betreffen, dass diese Krankheiten auch Eingang in den öffentlichen Diskurs finden, wie es zurzeit der Fall ist? Spielt der Übertragungsweg dabei vielleicht eine Rolle?

 

Angelo will mit Claudios Todesurteil ein Exempel statuieren. Er will dem „Sittenverfall“ Einhalt gebieten. Scheinbar. Doch steckt hinter Angelos Härte auch eine seltsame Form von Sorge um die Bevölkerung von Vienna, wenn er vom Balkon aus verkündet, man solle die Gesunden schützen und dafür Sorge tragen, sie am Leben zu erhalten. Widersprüche, Fragen, Knötchen und Geschwüre; Maß für Maß. Ein Problemstück.

Joachim Gottfried Goller beschäftigte sich in seiner Diplominszenierung mit dem Problemstück „Maß für Maß“ von William Shakespeare. In seiner Inszenierung wird die Frage behandelt, wie und wo Sexualität zu einem gesellschaftlichen Ausschlusskriterium wird. Die Realität der Syphilis-Epidemie um 1603 verwandelt sich hier allerdings durch popkulturelle Referenzen zu einer Erzählung über die HIV/AIDS-Epidemie der 1980er-Jahre. Ergänzt durch Crossbesetzung, Kommentar und Verkleidung ergibt sich die Neudeutung eines Klassikers, queer erzählt. (Jury GenDivers-Preis)

TOM AUF DEM LANDE
von Michel-Marc Bouchard

Gruppe Dekadenz, 2020

INSZENIERUNG Joachim Gottfried Goller BÜHNE & KOSTÜM Mirjam Falkensteiner LICHT Julian Marmsoler
MIT Max Gruber-Fischnaller, Patrizia Pfeifer, Kathrin Ploner, Philipp Weigand.

Als der junge Werbetexter Tom aus der Großstadt zum Begräbnis seines Liebhabers Andreas in die Provinz fährt, gerät er auf dem Hof von dessen Familie in einen Strudel aus Lügen, Verdrängung und Gewalt. Tom gibt sich als Arbeitskollege des Verstorbenen aus, weil Andreas Mutter Agathe nichts von der Homosexualität ihres Sohnes geahnt hat. Der ältere Bruder Francis tut alles, damit die Wahrheit nicht bekannt wird, und schreckt dabei auch vor Gewalt gegen Tom nicht zurück. Zunächst verpflichtet er Tom, die Lebenslüge nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern sogar auszuschmücken.
Doch zunehmend scheint Francis Tom für eine Schuld zu bestrafen, die keiner der beiden in Worte zu fassen wüsste. In der Abgeschiedenheit des Bauernhofs entspinnt sich ein gewalttätiges, erotisch aufgeladenes Spiel zwischen den beiden Männern, dem sich Tom auf unerklärliche und fatale Weise fügt.

 

"Goller ist ein Regisseur, der genau auf den Rhythmus achtet, gezielt, beschleunigt und verlangsamt, er lässt die Darsteller manchmal auch schweigen, vieles lässt sich nicht aussprechen, ausreden schon gar nicht. (…) Es besticht durch die Intensität, die Regie und Darsteller erzeugen." (ff- Südtiroler Wochenmagazin)

"Die beachtliche schauspielerische Leistung ist der Kern dieser Inszenierung des Südtiroler Regisseurs. (…) Joachim Goller schafft es, mit entgegengesetzten Elementen wie den Charakteren (...) zu spielen und Konkretes der vagen Andeutung vorzuziehen. So ist Gollers Inszenierung rudimentär, kalt - aber gleichzeitig nahe am Publikum. (…) Auffallend ist, dass der Regisseur mitunter auf (..) die Simplizität seiner Deutsch-Mundart-Version verlässt. Im Vordergrund stehen die Sprünge zwischen Dialekt und Hochdeutsch, die für das Südtiroler Publikum weitestgehend bekannte Situation darstellen. (…) Ironie mag diesem Stück auch seine Heiterkeit geben, was angesichts der ernsteren und gesellschaftskritischen Thematik ansonsten nicht vorhanden gewesen wäre. Joachim Gollers Inszenierung punktet insgesamt vor allem mit ihrer sprachlichen Komponente und dem gekonnten Spiel ihrere Hauptdarsteller." (Dolomiten- Das Südtiroler Tagblatt)

"Und dicht wird das Stück nicht aufgrund zahlreicher Szenenwechsel oder temporeicher Dialoge. Dicht wird das Drama vor allem aufgrund der zahlreichen kurzen, aber markanten Sprech- und Musikpausen. Darin schwingt weit mehr Bedeutung durch Gestik und Mimik mit, als von den herausragend spielenden Darstellern laut ausgesprochen werden könnte. (…) Der junge Kastelruther Regisseur Joachim Goller hat das Originalwerk (…) mit Hilfe von dialektalen Elementen nach Südtirol geholt und gibt dem oftmals noch tabuisierten Thema „Homosexualität auf dem Lande“ mehr Sichtbarkeit." (Zett)

EUROPAS LAENGSTER SOMMER
von Maxi Obexer (UA)

Klassenzimmerstück (2019) / Zoom-Performance (2020/21)
Vereinigte Bühnen Bozen, 2019-2021

INSZENIERUNG, FASSUNG & AUSSTATTUNG Joachim Gottfried Goller DRAMATURGIE Ina Tartler
MIT Patrizia Pfeifer

Eine Frau Ende vierzig sitzt im Zug von Italien nach Deutschland. Sie lebt in Berlin, liebt Frauen, vermisst ihren Hund und schreibt. Ihr größter Wunsch ist ein freies Europa. In Berlin wird sie im Kreuzberger Rathaus ihren deutschen Pass in Empfang nehmen. Sie wird deutsche Staatsbürgerin mit Pflichten und Rechten und feierlich ihren Eid ablegen auf die Verfassung. Sie wird ihr Wort geben, dass ihr das Land, in dem sie lebt, nicht gleichgültig ist. Sie denkt nach. Während der Zugfahrt kehren die Jahre ihres Einwanderns zurück, die Zeiten des Übergangs vom Fremden ins Vertraute, Menschen und Momente, die aufblitzen und erkennen lassen, wie ihr Leben und sie selbst sich gewandelt haben. Kurz vor der italienisch-österreichischen Grenze steigen sechs junge Männer dazu; sie könnten Jugendliche sein auf dem Weg zum Fußball oder zum Trompetenunterricht. Sie sind es nicht. Doch was trennt diejenigen, die nach Europa einwandern, von denen, die es innerhalb Europas tun? Was bedeutet es, zu gehen? Und was heißt ankommen?

„Europas längster Sommer“ (2017) ist Maxi Obexers zweiter Roman. Ausgehend von der eigenen Biografie, reflektiert die Südtiroler Autorin klug und nachdenklich, bedrückend und gleichzeitig ermutigend, wie ein Europa sein müsste, damit die einen nicht mehr privilegiert und die anderen nicht mehr nur benachteiligt sind. Der Text wurde 2017 für den Bachmannpreis nominiert. 2019–20 erfreute sich die Inszenierung von Joachim G. Goller großer Beliebtheit und sorgte für wertvollen Diskussionsstoff an Südtirols Oberschulen.

 

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